Clinton erklärt 6. Oktober zum Deutsch-Amerikanischen Tag
Von Bill Clinton
Während wir den Deutsch-Amerikanischen Tag und die zahlreichen Beiträge der Deutschamerikaner zu unserer nationalen Gemeinschaft feiern, begehen wir auch den zehnten Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands.Die historischen Errungenschaften der vergangenen zehn Jahre sind noch bemerkenswerter, wenn wir uns an die dunklen Tage des Kalten Kriegs erinnern, eine Zeit, in der viele Menschen in Osteuropa und auf der ganzen Welt unter Unterdrückungsregimes und Tyrannei lebten. Nirgendwo war die Bedrohung realer als in West-Berlin, wo Amerikaner und Deutsche Seite an Seite standen, um die Demokratie zu verteidigen und sich zur Freiheit zu verpflichten.Nach fast drei Jahrzehnten der Teilung fiel endlich die Mauer, und die Deutschen wurden wieder vereinigt. Heute arbeiten Amerikaner und Deutsche zusammen, um sicherzustellen, dass die Demokratie ein beständiges Vermächtnis für künftige Generationen in ganz Europa sein wird. Unsere derzeitigen Bestrebungen sind nur das! letzte Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte. 1683 landeten religiöse Toleranz suchende deutsche Mennoniten in der Nähe von Philadelphia. Ihre Ankunft markierte den Beginn einer Welle deutscher Einwanderer, die mit den Gezeiten der Geschichte abebbte und anstieg und letztlich über sieben Millionen Menschen an unsere Küsten brachte. Heute können beinahe ein Viertel aller Amerikaner ihre Herkunft auf deutsche Wurzeln zurückführen, und sie bereichern unsere Nation weiterhin mit einem stolzen Vermächtnis, das von einer starken Verpflichtung zu Familie und Arbeit, von Pflichtbewusstsein und Vaterlandsliebe geprägt ist.Im Verlauf der Jahre haben viele prominente Deutschamerikaner unsere Gesellschaft gestärkt. Der Verleger Johann Peter Zenger trat Anfang des 18. Jahrhunderts für die Pressefreiheit ein, und Thomas Nasts ausdrucksvolle Karikaturen schärften das öffentliche Bewusstsein für Korruption im New York des 19. Jahrhunderts. Während des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs kä!mpften Baron de Kalb und Friedrich von Steuben heldenhaft für unsere Freiheit - ebenso wie Dwight Eisenhower und Chester Nimitz im Zweiten Weltkrieg. Zu den Deutschamerikanern, die das kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Leben der Vereinigten Staaten bereichert haben, zählen die Schriftsteller John Steinbeck und Erich Maria Remarque; die Physiker Albert Einstein und Maria Göppert-Mayer; die Philosophen Hannah Arendt und Paul Tillich sowie die Industriellen und Unternehmer John D. Rockefeller und John Wanamaker.Hinter den vielen bekannten Einzelpersonen stehen Millionen von deutschen Einwanderern, deren Namen nicht weithin bekannt sind, die jedoch entschieden zur Gestaltung der Vereinigten Staaten beigetragen haben, wie wir sie heute kennen. Fleißige Deutschamerikaner trugen zur Besiedlung unserer Städte und Festlegung unserer Grenzen, zur Verteidigung der Freiheit in Zeiten des Konflikts, Förderung unseres Wohlstands in Zeiten des Friedens und Bewahrung der Familienbande und des Vermächtnisses bei, das unsere Nation mit dem deutschen Volk gemein hat. Während wir den Versprechungen eines neuen Jahrhunderts erwartungsvoll entgegenblicken, ist sich Amerika mit Stolz und Dankbarkeit der wichtigen Rolle bewusst, die Deutschamerikaner weiterhin im Leben unserer Nation spielen, und feiert die Stärke seiner Freundschaft mit Deutschland. Auf Grund dessen erkläre ich, William J. Clinton, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Freitag, den 6. Oktober 2000, zum Deutsch-Amerikanischen Tag.
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